Eindrücke aus der Gaisburger Kirche
An der Orgel Clara Steuerwald.
Kirchenbesichtigung
Nach Absprache bieten wir Kirchenführungen für Erwachsene und auch spezielle Kirchenführungen für Kinder an.
Information und Anmeldung über das Gemeindebüro:
Tel. 0711 483443
E-Mail: Pfarcjyraejmt.Stuttga2aus3rt.Gaisburg@ebkmiplkw.de
Von Ostern bis Erntedank ist die Kirche sonntags von 14.00 bis 16.00 Uhr geöffnet. Kirchenführungen finden an jedem 1. Sonntag im Monat um 14.00 und 15.00 Uhr statt.
Öffnungszeiten und Kirchenführungen können auch nach Bedarf vereinbart werden.
Geschichte
Im Jahre 1874 wurde das Gaswerk aus der Seidenstraße im Stuttgarter Westen nach Gaisburg verlegt. Danach folgte der Bau des Vieh- und Schlachthofs (1909) und der Fettschmelze und Tierhäuteverwertung (1911). Aus dem alten Wengerterdorf Gaisburg wurde eine Arbeitervorstadt. Alleine zwischen 1895 und 1900 verdoppelte sich die Bevölkerung. Die evangelische Kirchengemeinde wollte eine größere, schönere und repräsentative Kirche. Nach der Eingemeindung Gaisburgs nach Stuttgart (1901) und dem Anschluss der Kirchengemeinde an die Stuttgarter Gesamtkirchengemeinde (1903) rückte eine mögliche Realisierung näher. 1910 wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, aus dem der zwischen 1911 und 1913 gebaute Entwurf von Martin Elsässer (1884-1957) mit einem von zwei zweiten Preisen bedacht wurde.
Architektur
Martin Elsässer, ein Schüler Theodor Fischers, war ein Jungstar der Stuttgarter Architektenszene. Nahezu gleichzeitig baute er die Stuttgarter Markthalle (1914) und das Wagenburggymnasium (1914). Die in exponierter Lage auf der so genannten "Brandwache" errichtete Kirche sollte als monumentales Zeugnis des Protestantismus von allen Seiten sichtbar sein und das "Licht des Evangeliums" im politisch roten und damit überwiegend antikirchlichen und durch die Industrialisierung städtebaulich schwer in Mitleidenschaft gezogenen Stuttgarter Osten leuchten lassen. Architekturgeschichtlich entstammt der Bau einer Experimentierphase zwischen der Ablösung der neogotischen und neoromanischen Kirchenbautradition ab ca. 1905 und der klassischen Moderne nach dem 1. Weltkrieg. Stilistisch ist der Stahlbetonbau eine Mischung aus spätem Jugendstil, Neoklassizimus und Neobarock. (siehe www.Martin-Elsaesser-Kirchen.de)
Sehr schöne fotografische Aufnahmen und viele weitergehende Erläuterungen und Details zu Architektur und Gestaltung der Gaisburger Kirche finden Sie auf der Webseite des Fotografen Andreas Keller » aus Stuttgart.
Ein Besuch lohnt sich!
Innenraum
Der Innenraum überrascht durch seine helle, lichte Weite und die auf 14 Säulen gestützte ovale Kuppel. Als in Stein gebautes irdisches Abbild des himmlischen Jerusalem bietet er Raum für die positive und lebensbejahende Dimension des christlichen Glaubens. Die Altarwand ist dominiert von einem monumentalen Wandbild der Stuttgarter Künstlerin Käte Schaller-Härlin (1877- 1973). In monochromen, dunkelkörnigen Farben entwarf sie eine Darstellung der Geschichte der Welt von der Schöpfung bis Ostern. Die 17 Bilder sind ornamental gefasst und quasi umwachsen mit jugendstilhaften floralen Mustern des Lebensbaumes, der das zentrale Motiv der gesamten Komposition bildet. Davor dominieren die von dem Bildhauer Christian Scheuffele (1884-1915) geschaffenen wuchtigen Prinzipalstücke Kanzel, Altar und Taufstein aus Trachyt-Tuff. Aus dem Gaisburger Hochaltar von 1520/1525 sind im Foyer die Schreinfiguren der hl. Odilie, der Muttergottes, der hl. Barbara, des hl. Jodokus, sowie eine Predellengruppe mit Jesus und den 12 Aposteln ausgestellt.
Orgel
Einzigartig in der süddeutschen Orgellandschaft ist die dreiteilige, ursprünglich rein spätromantisch disponierte Orgel, die im Jahre 1913 von der Firma Weigle (Echterdingen) in die Kirche eingebaut wurde. Die neuen technischen Errungenschaften im Orgelbau machten es möglich, mittels elektropneumatischer Steuerung von einem auf der ersten Empore stehende Spieltisch das Hauptwerk (vorne links), das Schwellwerk (vorne rechts) und das Fernwerk (hinten auf der zweiten Empore) anzuspielen. Damit wurde quasi ein früher Dolby-Surround-Effekt erzeugt. Im Sinne eines romantischen Gedankens saß die Gemeinde inmitten des Klanges im Oval des Innenraums. Disposition und Technik wurden zwischen 1976 und 1988 im Sinne der so genannten Orgelbewegung barockisiert. Momentan bemüht sich das Orgelrenovierungsprojekt Gaisburger Kirche (OReP e.V.) um eine Rückgewinnung des ursprünglichen Klangideals. (siehe OReP »)